Oft wissen wir zu Beginn einer Begegnung oder eines Ereignisses gar nicht, dass diese Begegnung oder dieses Ereignis ein Beginn ist. Und trotzdem kennt jeder von uns diese Situationen, wo sich erst im Laufe der Zeit aus einer vermeintlich kleinen, unauffälligen Sache, eine große, bedeutene ergibt. So ungefähr ging es mir mit Lane. Durch eine Bekannte habe ich Cornelia Dost kennengelernt, Lanes Züchterin. Sie machte jedes Jahr die Sonderleitung vom Klub für Terrer in Dortmund auf der großen Hundeshow. Dort haben wir uns kennengelernt. Aus Gesprächen hat sich ergeben, dass ich bereits für einige Züchter den einen oder anderen Hund ausgebildet habe. Und so wollte Conni ebenfalls, dass ich einen ihrer Hunde ausbilde, da weder sie noch ihr Mann die Mittel dafür hatten und Conni gesundheitlich sehr angeschlagen war. Ihr Wunsch war es, dass Hunde aus ihrer Zucht erfolgreich im Sport repräsentiert werden würden. Allerdings sollte das noch ein wenig dauern, und die Pläne verliefen eher im Sande. 2010 suchte jemand aus meinem Umfeld einen Manchester Terrier, und da ich wusste, dass Conni diese züchtete, sprach ich sie im August auf einen Welpen an. Zufällig sollte im September ein Wurf fallen, Lanes Wurf.

Als die Welpen da waren, war die Anfrage eigentlich wieder hinfällig, die Dinge haben sich geändert, aber irgendwie kam ich aus der Nummer nicht mehr heraus, und so bin ich zum Welpen anschauen gefahren.

_DSC1059Nachdem klar war, dass bei mir ebenfalls kein Welpe zu der Zeit einziehen durfte, haben wir uns darauf geeinigt, dass die Hündin, die Conni für ihre Zucht auswählen würde, von mir ausgebildet werden sollte. So hätten wir alle ein bisschen davon. Im Dezember habe ich Lane dann das erste Mal für ein Wochenende mit nach Hause genommen und alles nahm seinen Lauf. In der Ausbildung zeigte sie sich extrem begabt und talentiert, sie war wie fürs Agility geboren, sie liebte Tricks und sämtliche Aktivitäten, einfach alles, was wir mit ihr gemacht haben. Es war recht schnell klar, dass ich unbedingt einen Welpen von Lane wollte, einen Hund, der genauso ist.

Dann kam ein Wochenende im April 2011, wo ich auf einem Seminar war mit meinen anderen Hunden und Lane einfach dabei hatte. Und dann gab es diesen Moment, wo Lane in meinem Arm eingeschlafen ist, den Moment, der eigentlich nicht so besonders schien, wo mir klar wurde, dass es totaler Quatsch ist, Lane in die Zucht zu geben und einen Welpen von ihr zu behalten. Lane sollte bleiben. Es sollte Lane werden. Ich schrieb Conni im selben Moment eine Email, und fragte sie, wie es wäre, wenn sie eine Hündin aus dem Wurf ihrer anderen Hündin behalten würde, der bald fallen sollte, und Lane bei mir bliebe? Conni war etwas verdutzt und fragte nur, wie ich das meinte.

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Irgendwie haben wir es dann wieder nicht vertieft, gab es für mich keine Möglichkeit, Lane gerade zu behalten. Ich besuchte die eine oder andere Show mit ihr, um sie für die Zucht fertig zu machen und ein paar schöne Bewertungen zu ergattern. Und dann kam der große Einschlag Ende 2011. Gesundheitlich ging es mir selbst plötzlich recht schlecht, im November hatte ich einen ganzen Monat frei und Lane verbrachte den gesamten Monat bei mir. Nachdem sie von Peter, Connis Mann, wieder abgeholt wurde, zerbrach für mich eine Welt. Lane gehört so sehr zu mir, dass es jedes Mal schlimmer wurde, wenn sie wieder abgeholt wurde.  Und so beschloss Conni aus heiterem Himmel einen Monat später, einen Eigentümerwechsel auf Lanes Ahnentafel einzutragen. Sie hat mir Lane einfach überlassen, einfach geschenkt. Wir wollten zu dem Zeitpunkt einen Wurf mit Lane machen, eines Tages, damit Conni einen Welpen von Lane behalten könnte und ihr die Nachzuchthündin, die sie sich so sehr gewünscht hat, nicht fehlen würde. Ehrlich gesagt passte mir das nicht so ganz in den Kram, weil ich Lane dann wieder hätte abgegeben müssen und sie einfach lange ausgefallen und weg gewesen wäre, aber ich dachte, dass das das mindeste sei, was ich Conni wiedergeben konnte.

Im Januar 2012 bekam ich dann die Diagnose „Lymphdrüsenkrebs“ und neben der Tatsache, dass Conni zu einer extrem wichtigen Person in meinem Leben wurde, rückte die ganze Wurfplanung mit Lane total in den Hintergrund. Im Februar machte ich dennoch mit ihr während meiner 2. Chemo die Zuchtzulassungsprüfung, mit Mundschutz und Kittel und allem notwendigen Kram, da ich das Krankenhaus nicht hätte verlassen sollen. Lane hat ihre Prüfung bestanden, und Conni entschied sich, mir die Entscheidung zu überlassen wann und ob überhaupt wir einen Wurf mit Lane machen würden. Ich war erleichtert, wollte ich Lane doch gar nicht entbehren, nicht mal für ein halbes Jahr. IMG_9619

Nachdem ich mit meinen Chemos und dem Krankenhausaufenthalt im Sommer fertig war, überschlugen sich die Dinge erneut. Conni und Peter sind von Kamen bis nach Kalletal gezogen, wo sich die Geschichte mit der Zucht erledigt hatte. Dort war es ihnen nicht mehr möglich zu züchten. Und so hat sich die Sache ganz von alleine geklärt für mich.

2013 ist Conni an ihrem zweiten Schlaganfall gestorben, und dieses Ereignis war ein grausamer Einschnitt in mein Leben. Bis heute gelingt es mir nicht, damit fertig zu werden. Im November 2018 ist Peter ihr gefolgt, und die letzte Verbindung ist abgebrochen.
Nachdem ich mit Lane viele tolle Erfolge im Sport erlaufen konnte, über die Teilnahme an den Weltmeisterschaftsqualifikationen und unserem Deutschen Vizemeister Titel im Medium 2014, wuchs auf einmal in mir der Wunsch, meine eigene Zuchtstätte mit Lane aufzubauen, dort anzuknüpfen, wo Conni aufgehört hat, und wo sie hin wollte. Es ist eigenartig, auf der einen Seite, weil es für mich immer so abwegig war. Aber so ist es nun mal. Eine weise Freundin hat mal zu mir gesagt: Wenn du glaubst, die Antwort zu kennen, ändert das Leben seine Frage.

Und so freuen wir uns auf tolle Würfe in der eigenen Zuchtstätte! 28_03_12_15